Riccarda habe ich auf einer Lesung für ihr neues Buch über Burn-out und Stressprävention getroffen. Eigentlich kein leichtes Thema, aber Riccarda schafft es, dass ich trotzdem Lachtränen in den Augen hatte. Ich liebe an ihr, dass sie die Business- und die Coachingwelt authentisch zusammenbringt. Viel Spaß mit dem Interview! Liebe Riccarda, in deinem Leben warst du schon: Juristin, PR-Managerin bei L’Oréal, Yogalehrerin und bist jetzt Inhaberin des Yogastudios karmakarma und Coach für Stress- und Burn-out-Prävention. Wie würde sich ein 30-Sekunden-Serien-Trailer über dein Leben anhören? Titel des Trailers: Einen Scheiss muss ich. Riccarda auf vermeintlichen Umwegen auf dem richtigen Weg – Du bist immer auf dem richtigen Weg. Lass Dich vom Universum tragen. Von der gestressten Erfolgsmanagerin zu glücklichen Yogalehrerin, die endlich gelernt hat Grenzen zu setzen. Die Erkenntnis, dass mein Weg nicht alle glücklich macht. Und ich trotzdem oder gerade deswegen glücklich sein kann und darf. Du lebst nur einmal, nimm Dein Leben selbst in die Hand. Warte nicht, dass Dich jemand aus dem Hamsterrad befreit. Suhle Dich nicht im Selbstmitleid, sondern stehe auf sobald es geht. Der wichtigste Plan im Leben – gesund zu bleiben bzw. gesund zu werden. Dazu mein Lieblingszitat von dem Poeten Rumi: “You were born with potential. You were born with goodness and trust. You were born with ideals and dreams. You were born with greatness. You were born with wings. You are not meant for crawling, so don’t. You have wings. Learn to use them and fly.” Was war dein größtes Aha-Erlebnis während dieser Zeit? Du nimmst Dich immer mit auf Reisen! Während meiner Yogalehrer-Ausbildung bei Laughing Lotus in New York habe ich Wochen gebraucht, um den Stress aus der Arbeit hinter mir zu lassen. Ich fühlte mich müde und erschöpft, obwohl ich doch endlich das machte, was ich mir so lange gewünscht hatte. Ich brauchte sehr lange um wahrzunehmen und zu akzeptieren, dass ich jetzt Zeit für mich und mein Lieblings-Hobby Yoga habe. Über Wochen habe ich mich ganz unwohl gefühlt, ich hatte verlernet wie es geht Zeit mit mir und meinen Lieblingsbeschäftigungen zu verbringen. Du nimmst Dich immer mit auf Reisen und es braucht eine Weile bis Du frei gewordene Zeit wieder gerne mit Dir selbst verbringst und nicht nach Ablenkungen suchst. Was machst du dich überfordert fühlst von deinen Aufgaben? Ich mache eine Pause und habe inzwischen gelernt, dass Pausen mir Zeit einbringen und mir nicht Zeit stehlen. Nach einem Moment der Ruhe bin ich wieder klarer und fokussierter und erledige meine Aufgaben wieder effektiv und mit Freude. Meine Art Pause zu machen: Ich mache einen kleinen Spaziergang, gönne mir Ruhe oder setze mich für ein paar Minuten still hin und schaue mir an was in meinem Kopf gerade alles so los ist. Das wirkt Wunder! Meine Lieblings-Übung aus dem Yoga bei Überforderung ist der Baum, er setzt Dein Hirn auf Reset und Du kannst die Prioritäten wieder klar ordnen. Optimal während der Arbeit und Du brauchst nur 1-2 Minuten dafür. Bei welchem Thema fällt es dir inzwischen leicht „Nein.“ zu sagen? Welche Strategien nutzt du, um zu viel Arbeit zu vermeiden? Durch Yoga bin ich viel feinfühliger für Dinge geworden, die mir nicht gut tun. Ich höre inzwischen mehr auf meinen Bauch und mein Herz. Wenn mein Bauch und mein Herz „Nein.“ rufen, kann der Auftrag noch so lukrativ sein, dann mache ich es nicht. Das hätte ich früher nie gewagt. Mein Sohn ist, ehrlich gesagt, das beste Hilfsmittel, um Nein zu sagen. Wenn ich mir überlege, ob ich es schaffe Zeit mit ihm zu gewinnen, kann ich plötzlich zu vielen Dingen „Nein.“ sagen. Wenn Du für Dich Nein-Sagen üben willst, übe es an den kleinen Dingen im Alltag. Beispielsweise an der Käsetheke, wenn der Verkäufer Dir 120g anstatt 100g Käse geben möchte. Antworte mit einem klaren Nein. Nichts wird passieren, außer dass der Verkäufer eine Scheibe Käse weniger in Dein Paket stecket. Das ist eine wunderbare Erkenntnis. Wie schaffst du es ein Yogastudio zu führen, deine Ziele zu erreichen und gleichzeitig entspannt dabei zu bleiben? Geht das überhaupt? Ich mache so viel Yoga wie es nur irgendwie möglich ist und meditiere jeden Tag. Das macht mich klarere, gesünder und ruhiger als jemals zuvor. Wichtig ist das tägliche, auch wenn es nur 10 Minuten sind. Was sind ungewöhnliche Angewohnheiten oder Routinen, die du hast? Ich mache seit meinem Burn-Out mehr Pausen als viele andere Menschen. Mein Mann behauptet, dass ich nur Pausen mache. In der Zeit, in der ich arbeite, bin ich dadurch extrem effektiv und schnell. Und ich verwöhne mich jeden Tag selbst, ich gönne mir jeden Tag ein kleines Highlight, beispielsweise meinen Lieblings-Kaffee, oder kaufe oder pflücke mir eine schöne Blume. Und ich nehme mich selbst nicht so wichtig. Ich kann herzlich und sehr laut und viel über mich selbst lachen. Das heilt meine Seele. Du hast das wunderbare Buch „So geht glücklich sein. Wie ich aus dem Burnout in die Leichtigkeit des Lebens fand“. Nicht alle meine Leserinnen sind gerade in einer Burn-out Phase. Was können Selbstständige und Freiberufler aus deinem Buch mitnehmen? Ich habe dieses Buch geschrieben, um die Menschen zu erreichen, bevor sie krank werden, bevor sie erschöpft und ausgepowert sind. Es ist also quasi ein Präventiv-Lebenshilfebuch mit vielen Tipps und Geschichten, die den Alltag und das Arbeitsleben einfacher, konzentrierter und leichter gestalten. Es sind Tricks und Übungen für den Tag, die jedem helfen ein kleines Stückchen glücklicher und entspannter durch das Leben zu gehen. Viele Kapitel in meinem Buch helfen Freiberuflern oder Selbständigen wieder kreativ zu sein, Achtsamkeit für den Moment zu entwickeln und Klarheit im Kopf zu kreieren. In deinem Buch hat besonders der „Einen-Scheiß-muss-ich-Tag“ gefallen. Was hat es damit auf sich? Durch Yoga und das Leben habe ich gelernt, dass es sehr wichtig ist, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und viel über sich zu lachen. Das hilft, um die Schultern zu entspannen und um das Leben fließen zu lassen und nicht ständig kontrollieren zu wollen. Deshalb habe ich in meinem Leben die „Einen-Scheiß-muss-ich-Tage“ eingeführt, mindestens einmal im Monat. An diesen Tagen mache ich was ich liebe und mir Spaß macht, ganz egal ob es vernünftig ist und ob es meine Mitmenschen nachvollziehen können. Ich tanze im Regen und esse zu viel Eis, schwänze Yoga und sehe mir eine Kitsch-Komödie im Kino an. Oft sind wir so damit beschäftigt alles perfekt zu machen, dass die Freude am Leben verloren geht. Die Prämisse an diesen Tagen oder in diesen Stunden heißt einfach nur Spaß haben und alles zu tun was man liebt, auch wenn es eigentlich „verboten“ ist.
Riccarda Kolb
Riccarda ist Inhaberin des Yogastudios karmakarma in Düsseldorf. Sie ist Vinyasa und Yin Yogalehrerin und arbeitet als Stress-Präventions-Coach und Ayurveda-Beraterin. Sie stärkt durch Yoga den Körper, aber vor allem den Geist ihrer Kunden und baut ihr seelisches Immunsystem wieder auf. Schwerpunkte Ihrer Arbeit:
- Meditation für Skeptiker
- Single- statt Multi-Tasking
- Pausenmanagement
- Einen-Scheiß-muss-ich-Tage
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